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SH Netz, ARGE Netz und Partner belegen: Flexibilitätsplattformen tragen zur CO2-Minderung bei

07.08.2020

Appell an Bundespolitik: „Die Bundesregierung muss den Rechtsrahmen ändern, damit Flexibilitätsplattformen helfen können, unsere Klimaziele zu erreichen.“

Quickborn/Husum. Die Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) und die Erneuerbaren-Gruppe ARGE Netz belegen gemeinsam mit zehn anderen Projektpartnern des Energiewendeprojekts NEW 4.0 die Praxistauglichkeit der Flexibilitätsplattform ENKO  zur lokalen Nutzung von „Grünem Strom“ – und damit zur Minderung von CO2-Emissionen im Stromsektor. Eine Herausforderung beim Einsatz der Erneuerbaren Energien ist: Diese generieren elektrische Energie oft zeitversetzt zur Nachfrage der Verbraucher. Mit ENKO hat SH Netz eine Plattform entwickelt, die Abhilfe schafft und die fluktuierende Stromerzeugung in Einklang mit dem Energieabnahmemarkt bringt.

Zur praktischen Erprobung dieses Systems haben die Projektpartner im März und April 2020 einen Feldtest durchgeführt – zunächst begrenzt auf Schleswig-Holstein und anschließend ergänzt durch Hamburg. Sie bilden damit die gesamte Modellegion von NEW 4.0 ab. Zu den Flexibilitätsanlagen im Feldtest gehörten sowohl kleinere, skalierbare Einheiten, wie Power-to-Heat Anlagen in Einfamilienhäusern, als auch größere Anlagen, wie etwa die 45-MW-Power-to-Heat Anlage im Kraftwerk Karoline in Hamburg, flexible Industrieverbraucher oder die Power-to-Gas Anlage in Brunsbüttel. Sie nehmen elektrische Energie auf und speichern diese, wenn das Stromnetz ausgelastet ist – in Form von Wärmeenergie oder als Wasserstoff.

Die Anlagen konnten im Feldtest innerhalb von vier Tagen ca. 500.000 kWh Flexibilität bereitstellen – eine Energiemenge, mit der aufs Jahr hochgerechnet etwa 10.000 Haushalte versorgt werden können. Die ENKO-Plattform kann also nachweislich dazu beitragen, dass CO2-frei erzeugter „Windstrom“ vor Ort flexibel genutzt und somit Stillstandzeiten für Windräder reduziert werden können, wenn die Netze an ihre Belastungsgrenze stoßen. Schon über 2.000 Zuschläge hat es in diesem Jahr über die ENKO-Plattform gegeben.

Trotz des Machbarkeitsnachweises gibt Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender der Schleswig-Holstein Netz AG zu bedenken: „ENKO macht heimischen klimafreundlichen Strom endlich vor Ort verfügbar. Um aus dem Projektbetrieb in den Regelbetrieb zu kommen, benötigen wir jedoch eine Anpassung des Rechtsrahmens. Wenn hier die Bundespolitik nicht schnell handelt, stehen Flexibilitätsplattformen wie ENKO Ende 2020 vor dem Aus. “

Derzeit findet der Betrieb von ENKO im Rahmen einer Experimentierklausel aus dem Forschungsprogramm SINTEG („Schaufenster für intelligente Energie“) des BMWi statt. Für Flexibilitätsplattformen ist jedoch noch kein weiterführender Rechtsrahmen geschaffen und die aktuell genutzte Experimentierklausel läuft mit dem Projektende von NEW 4.0 zum Jahresende 2020 aus. Ohne den erforderlichen Rechtsrahmen für einen wirtschaftlichen Regelbetrieb können die jetzt in den Startlöchern stehenden Lösungen wie ENKO zur Erschließung des notwendigen Flexibilitäts-Potentials nicht aktiv werden.

Die Nutzung von Flexibilität gilt auch der Bundesregierung als ein wesentlicher Baustein für die Energiewende. „Die Regierung muss nun dringend die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Entlastung der Stromnetze umsetzen, um eine Übertragung der marktreifen Lösungen in den Regelbetrieb zu gewährleisten. Die Erneuerbaren stehen in den Startlöchern: Sie wollen investieren und zeigen, dass mit ihnen die Energieversorgung in Deutschland gelingt“, erklärt Stephan Frense, CEO von ARGE Netz.

Dieses gilt insbesondere für Schleswig-Holstein, wo Netzengpässe weiterhin hohe Kosten durch Abregelungen von Erzeugungsanlagen zur Folge haben. So wurden im Jahr 2019 etwa 14 Prozent der möglichen Stromerzeugung abgeregelt, wodurch Kosten von rund 300 Millionen Euro entstanden sind.

Hintergrund
Der Netzausbau konnte mit dem rasanten Zuwachs an Wind- und Photovoltaikanlagen nicht mithalten. Während letztere verhältnismäßig schnell errichtet werden können, müssen neue Stromtrassen mit hunderten Kommunen abgestimmt werden. Seit 2018 zeigt die Schleswig-Holstein Netz AG mit ihrer Flexibilitätsplattform ENKO gemeinsam mit den Partnern von NEW 4.0, wie mit intelligenten Lösungen die Kosten durch Stromnetzengpässe verringert werden können.

Mit dem SINTEG-Projekt NEW 4.0 – Norddeutsche EnergieWende 4.0 hat sich in Hamburg und Schleswig-Holstein eine einzigartige Projektinitiative aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gebildet, die in einem länderübergreifenden Großprojekt eine nachhaltige Energieversorgung realisieren und zugleich die Zukunftsfähigkeit der Region stärken will. Dabei wird zusammen mit den teilnehmenden Partnern in verschiedenen Feldtestphasen die Energiewende unter realen Bedingungen umgesetzt. Den aktuellen Feldtest haben die NEW 4.0-Partner TenneT, Stromnetz Hamburg, Stadtwerke Flensburg GmbH, HanseWerk Natur GmbH, IWO Institut für Wärme und Oeltechnik e. V., Vattenfall & HAW-CC4E (Speicherregelkraftwerk Curslack (SRKW)), SW – Norderstedt GmbH, TRIMET Aluminium SE, Wind-to-Gas Energy, Sasol Germany GmbH und Wärme Hamburg GmbH gemeinsam mit der ARGE Netz und der Schleswig-Holstein Netz AG erfolgreich durchgeführt.