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Transparenz

Große Projekte erfordern eine mediale Begleitung. Das gilt auch für energietechnische Anlagen – selbst wenn sie im Bereich der Erneuerbaren Energien angesiedelt sind. Hier eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen, ist für die Energiewende unabdingbar.

Bis 2020 will die EU mindestens 20 Prozent ihres Energiebedarfes aus erneuerbaren Quellen decken. Dabei wird die dezentrale Erzeugung eine entscheidende Rolle spielen. Nicht selten regt sich aber dort, wo notwendige Anlagen oder Netze gebaut werden sollen, Widerstand in der Bevölkerung.

Professor Ernst Jürgens, Hochschule Deggendorf University (HDU) zu Theorie und Praxis:

Auch wenn Großprojekten derzeit häufig Misstrauen entgegengebracht wird, kann aus dem Widerstand nicht auf eine grundsätzliche Ablehnung der dezentralen Energieerzeugung geschlossen werden. Aber auch diese Form der Energieerzeugung ist ein hochkomplexes technisches Thema, eine kompetente Meinungsbildung ist für den Einzelnen manchmal nur schwer möglich. Der in die politische Diskussion eingeführte Begriff der "Alternativlosigkeit" erleichtert es nicht, energietechnische Projekte positiv zu beleuchten. Das Phänomen muss ernstgenommen und gelernt werden, damit umzugehen. Es gibt Menschen, die eine Einschränkung ihrer unmittelbaren Lebensqualität und Schaden für die Umwelt befürchten. Diese Bedenken müssen aufgefangen werden. Mit nachvollziehbaren Argumenten ist deutlich zu machen, dass es ein Beitrag zum Fortschritt ist, sich nicht grundsätzlich gegen Projekte vor der eigenen Haustüre zu stellen.

Akzeptanz zu schaffen, ist das Ziel eines komplizierten und langwierigen Informationsprozesses. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis und um dieses herzustellen, ist eine frühzeitige Information enorm wichtig. Ein offen geführter Dialog muss die Probleme ansprechen und der Lernbereitschaft beider Seiten glaubhaft Platz bieten.

Zunächst muss erfasst werden, wie viele Menschen in welchem Ausmaß und in welchen zeitlichen Dimensionen von einem Projekt betroffen sind. An diesen Fakten richten sich Umfang, Form, Strategien sowie die Wahl der Medien von Informationsmaßnahmen aus. Konkret: Ein Projekt in einem dörflichen Umfeld ist anders zu begleiten als ein Projekt mit bundesweiter Bedeutung. Im
ersten Fall kann schon ein persönliches Gespräch mit Multiplikatoren zielführend sein. Im anderen Fall ist eine multimediale Öffentlichkeitsarbeit unverzichtbar. 

Die neuen Medien können eine sehr große Rolle spielen. Ein überraschender Treffer bei youtube erzielt meist mehr Resonanz als eine wissenschaftliche Veröffentlichung.

Die Betroffenen in dem Moment einzubinden, in dem eine Investitionsidee das erste Mal aufkommt, wäre ideal, ist in der Realität aber kaum durchführbar. Im Normalfall wird die Öffentlichkeit erst angesprochen, wenn ein Projekt intern als wünschenswert und umsetzbar eingeschätzt wird. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Nachrichten interessengeleitet wirken und eine Spirale des Misstrauens einsetzt. Die Öffentlichkeit sollte so früh wie möglich informiert werden, damit die Informationen nicht als Rechtfertigung für bereits gefallene Entscheidungen missverstanden werden. Dabei sollte man nicht warten bis Fragen auftreten, sondern selber Fragen stellen.

Niemand sollte bei der Wahl des Personenkreises für die Herstellung des Öffentlichkeitskontaktes ausgeschlossen werden – auch nicht mögliche Projektgegner. Sinnvoll ist es, sozial anerkannte Multiplikatoren – Personen und Gruppen – einzubeziehen. Abzuraten ist von gezielten Vorabinformationen. Denn sie setzen diejenigen, die diese Informationen erhalten, möglicherweise in den Verdacht der Befangenheit.

Es gilt, das Heft in der Hand zu behalten und die Informationsoffensive anzuführen. Hier bieten die sozialen Netzwerke gute Möglichkeiten, den Diskurs zu initiieren, zu strukturieren, Themen und Fragen zu formuliern sowie interaktive Diskurs-Instrumente zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiger Aspekt wäre, Möglichkeiten für eigenverantwortliches Handeln, die mit einzelnen Projekten verbunden sind,  zu kommunizieren. 

Soziale Netzwerke zählen zu den wichtigsten Indikatoren, dass die Realisierung eines Projekts in erste Gefahr gerät. Hier werden die entsprechenden Projekte frühzeitig thematisiert, immer öfter auch bei regionalen Themen. Deshalb wird eine Beobachtung und aktive Begleitung dieser interaktiven Informations- und Meinungsflüsse im Internet immer wichtiger.

Zur Person:

Professor Ernst Jürgens hat in Köln Philosophie, Germanistik sowie Theater-, Film und Fernsehwissenschaften studiert und danach freiberuflich als Autor, Regisseur, Produzent und Dozent gearbeitet. Seit 2001 ist er Professor im Bereich Elektrotechnik/Medientechnik an der Hochschule Deggendorf.
 

 

Kooperation mit Bayernwerk

Bayernwerk unterstützt die Forschungs- und Ausbildungsarbeit der HDU Deggendorf zum Thema "Kommunikationsaufgaben in Kommunen".

Von dieser Partnerschaft Theorie – Praxis profitieren die Kommunen in Bayern. Bayernwerk hat das "Institut für neue Kommunikationskultur", das zu Beginn des Jahres gegründet wurde, von Anfang an unterstützt. Das Institut ist eine Einrichtung der Hochschule Deggendorf in Kooperation mit DonauTV.

Ziel des Instituts ist die Unterstützung und Weiterentwicklung der regionalen kommunikativen Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Schule, Sport und Kultur. Konkret hat das Institut bereits einen Poetry-Slam für Studenten und Schüler in Kooperation mit der Stadtbibliothek Deggendorf gefördert. Ein zweites Projekt ist die Veranstaltungsreihe "Niederbayerische Mediengespräche", die am 27. März an der Hochschule Deggendorf stattfand.

Ein weiteres Projekt für dieses Jahr befasst sich mit der medienkulturellen Lehrerweiterbildung. Bei allen Projekten ist das Institut Gesprächs- und Kooperationspartner der Kommunen.