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Wechselkröten auf dem Weg zu neuen Ufern

Die bis zu neun Zentimeter große Wechselkröte ist in der Schweiz bereits ausgestorben. (Bildnachweis: LBV/Christian Köbele)

Seit Mai 2021 wertet das Bayernwerk eine Fläche für Wechselkröten ökologisch auf. Unterhalb einer Stromtrasse in Karlsfeld bei München findet die vom Aussterben bedrohte Art ein neues, sicheres Zuhause.  

Bis Anfang des Jahres hatte eine Population von Wechselkröten eine Großbaustelle am Karlsfelder Bahnhof besiedelt. Da Bauarbeiten ihre Existenz bedrohten, suchten Mitarbeiter des Landesbunds für Vogelschutz e. V. (LBV) und der Unteren Naturschutzbehörde Dachau nach einem geeigneten neuen Habitat – und wurden fündig: Die Ausgleichsfläche des Bayernwerks für das Umspannwerk in Karlsfeld erwies sich als passende Alternative und das Telefon bei Bettina Bodenstein, Biologin bei der Bayernwerk Netz GmbH, klingelte: „Wir freuen uns sehr, dass wir der in Deutschland gefährdeten und in Bayern vom Aussterben bedrohten Art ein neues Zuhause schenken können.“ Schon seit 1997 dient die Ausgleichsfläche, auf der zwei Hochspannungsmasten stehen, der Kompensation von Netzbauprojekten.

Die Vorbereitungen laufen

Über das ganze Jahr hinweg wird die fast 15.000 Quadratmeter große Fläche von der Bayerischen Kulturlandstiftung in enger Zusammenarbeit mit dem LBV ökologisch aufgewertet. Zu genau dem Lebensraum, den Wechselkröten mögen: ein offenes, lückig bewachsenes Gelände sowie zwei sonnenexponierte Laichgewässer, die bis zu 100 Quadratmeter groß sind. Die erste der beiden Feuchtmulden wurde bereits im Mai 2021 angelegt, die zweite Mulde folgt im Laufe des Jahres. Da die Wechselkröte eine vegetationsarme Umgebung bevorzugt, wird auch der Oberboden rund um die beiden Gewässer noch abgetragen. Erste, meterlange Laichschnüre, die bis zu 15.000 Eier enthalten können, wurden von Mitarbeitern des LBV bereits von Karlsfeld in das neu angelegte Feuchtbiotop umgesetzt. Die Jungtiere können dank eines zusätzlich eingebauten Schutzgitters vor Vögeln sicher heranwachsen und als fertig entwickelte Kröten ins Umland abwandern und neuen Lebensraum besiedeln.  

Mitarbeiter des Landesbunds für Vogelschutz e.V. (LBV) legten im Frühjahr 2021 die Teichfolie und das Schutzvlies für ein Amphibiengewässer im neuen Karlsfelder Biotop aus. (Bildnachweis: LBV/Christian Köbele)

Angenehme Lebensraumbedingungen

Als Pionierart mag die Wechselkröte frische und feindarme Gewässer, die etwa in Kiesgruben oder auf Baustellen nach einer Trockenphase in Fahrspuren neu entstehen. Damit sie sich trotzdem langfristig ansiedelt, passt der LBV die Pflege der Fläche an die Vorlieben von Bufotes viridis an, so der lateinische Name der Wechselkröte: „In Zukunft wird alle zwei bis drei Jahre das Wasser komplett abgelassen. Diese Austrocknungsmaßnahme garantiert, dass das Gewässer frei von Feinden, vor allem Fischen, bleibt. Das schafft sichere Lebensraumbedingungen, wodurch die Kröte immer wieder zu dem Laichgewässer zurückkehrt“, erklärt Bettina Bodenstein. Ein solches Artenhilfsprogramm ist wichtig, um die Gesamtpopulation der Wechselkröte zu stärken. Denn diese ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. In Bayern beherbergt die Münchner Schotterebene die meisten Wechselkröten. Mit seiner Fläche trägt auch das Bayernwerk dazu bei, die Art zu fördern. Jetzt finden die Amphibien dort einen idealen Lebensraum und Ausgangspunkt, sich zu verbreiten.